Was ist die Kirtahutschn?

Im Bairischen bedeutet „Hutschn“ Schaukel. Zur Kirchweih („Kirta“) hängt man in vielen Orten Oberbayerns eine große Längsschaukel auf: ein meist 3–5 m langes, massives Holzbrett, mit Ketten oder starken Seilen an die Balken eines Stadels befestigt. Oft sitzen mehrere Personen nebeneinander – früher auch auf einer Leiter oder einem runden Stamm – und geben kräftig Schwung.

Kirtahutschn unter einem Stadeldach

Herkunft & Geschichte

Die Kirchweih ist seit dem Mittelalter als Fest zur Weihe einer Kirche bezeugt und entwickelte sich in Bayern zu einem zentralen Dorf- und Familienfest mit Tanz, Jahrmarkt und typischen Speisen. Im Umfeld dieser Feste entstanden regionale Vergnügungen – darunter die Kirtahutschn in Oberbayern. Als bäuerliche Nachernte-Gaudi war sie Treffpunkt und Vergnügen nach der Feldarbeit; aufgehängt wurde die Schaukel häufig im Stadel.

So wird (und wurde) gehutscht

  • Aufbau: langes Holzbrett (oft 3–5 m), an Querbalken mit Ketten/Seilen befestigt; Standort typischerweise Tenne/Stadl oder überdachter Hof.
  • Nutzung: mehrere Personen gleichzeitig; Schwung über Beinbewegung oder Helfende.
  • Rahmen: Musik, Tanz und Kirta-Schmankerl wie Kirtanudeln/Auszogne, Gans oder Ente mit Knödeln.
Detail der Aufhängung
Kirta-Schmankerl: Kirtanudeln/Auszogne

Regionale Verbreitung & Beispiele

Die Kirtahutschn ist vor allem in Oberbayern lebendig – vom Alpenvorland bis zum Chiemgau. Viele Orte nennen sie als typischen Bestandteil ihres Kirchweihprogramms, häufig mit Hutschn im Stadl oder Hof.

Der Brauch bei uns (Alt Rosenheim)

Beim Trachtenverein Alt Rosenheim findet das Kirtahutschn traditionell am Kirchweihsonntag am Kupferschmiedstadl statt – mit frisch gebackenen Kirtanudeln und Musi.

Kirtahutschn beim Trachtenverein Alt Rosenheim

Wann ist Kirta?

In vielen Gemeinden wird die sogenannte „Allerweltskirchweih“ am dritten Sonntag im Oktober begangen; zusätzlich gibt es lokale Termine nach Patrozinium.

Sicherheit & Bewahrung

Tradition ja – aber sicher: stabile Aufhängung und tragfähige Balken, regelmäßige Kontrolle der Verbindungen, rutschfeste Sitzfläche, ausreichend freier Schwenkbereich und Aufsicht für Kinder. So bleibt die Kirtahutschn ein lebendiger und sicherer Brauch.

Häufige Fragen (FAQ)

Woher kommt das Wort „Hutschn“?

Hutschn bedeutet im bairischen Sprachgebrauch Schaukel. Im Kirta-Kontext ist damit die große Längsschaukel im Stadl gemeint.

Wie lang ist das Brett?

Häufig zwischen 3 und 5 Metern, abhängig von Statik und Platzverhältnissen.

Hat die Kirtahutschn eine religiöse Bedeutung?

Sie ist weltlicher Bestandteil der Kirchweih: ein geselliges Vergnügen rund um Gottesdienst und Patrozinium.

Gibt es die Kirtahutschn nur in Oberbayern?

Ihre Hochburg liegt in Oberbayern; ähnliche Kirchweih-Schaukeln gibt es andernorts, aber Bezeichnung und Ausprägung sind hier besonders verbreitet.