Maibaumaufstellen

Auszug aus dem Buch "Wie's der Brauch ist im Jahres- und Lebenslauf", Bayerischer Inngau-Trachtenverband, Rosenheimer Verlagshaus:

Ein weithin sichtbares Zeichen der Zusammengehörigkeit innerhalb eines Ortes ist der meist im Zentrum aufgestellte Maibaum. Die am Baum angebrachten – oft kunstvoll ausgearbeiteten – Zeichen oder Bänder lassen erkennen, welche Gewerke, Zünfte oder auch Vereine hier im Ort zu finden sind. Das gemeinsame Aufstellen durch alle Ortsvereine soll oft ebenfalls ein Ausdruck der Verbundenheit untereinander und zur Gemeinde darstellen.

Die geschichtliche Entwicklung des „Maiens“, der Ursprung und die unterschiedliche Gestaltung des Baumes sind in vielen Dokumentationen niedergeschrieben. (Beschränken wir uns aus Umfangsgründen auf einige Besonderheiten in unserem Gebiet.) Nachdem der Baum an versteckter Stelle – vor „Dieben“ geschützt – geschepst, also von Rinde befreit, getrocknet, geschliffen und beispielsweise mit weißblauem Rautenmuster (in der oberen Inngegend) angemalt worden ist, wird er am Aufstelltag, dem 1. Mai, von Rössern mit einem Langholzfuhrwerk gezogen, mithilfe von „Schwaiberln“ durch die Muskelkraft der örtlichen Burschen unter Anleitung eines erfahrenen „Meisters“ in die Senkrechte gebracht. Schwaiberl sind hierbei zwei lange – an einem Ende mit Stricken zusammengebundene – Holzstangen, die am Baum angelegt und zur Sicherung am unteren Ende auseinandergedrückt werden, wie ein Schwalbenschwanz, was ihnen den Namen gab.

Zur weiteren Absicherung des Maibaums dient – entgegen einzelner Kritik – manchmal ein Kran, hauptsächlich bei feuchter Witterung. Das sich anschließende Maibaumfest und ein Maitanz gehören natürlich ebenso dazu wie die Freude, wenn der Baum nach vielen „Haurucks“ endlich in seiner Verankerung steht. Vor 1950 wurde der Maibaum z. B. wie im Jahr 2014 in Rosenheim noch im Erdboden eingegraben, eine Tradition, die wegen der Fäulnisgefahr aber nicht mehr praktiziert wird.